Viereinhalb Minuten stehe ich vor einer roten Ampel an einer Kreuzung in Chiang Mai. Wenig später bekomme ich keine Minute nach der Bestellung mein Curry vom Straßenstand serviert. Es ist verrückt. Es ist Chiang Mai. Es ist Thailand. Neben meinem Plastikhocker stapeln sich die Teller meiner Voresser auf dem Bürgersteig. Die Spülmaschine besteht aus zwei wäschekorbgroßen Behältern, gefüllt mit Wasser. Es ist eines der besten Currys, das ich bisher gegessen habe.
Lektion zwei im Grundkurs „Rollerfahren in Asien” steht heute an.
Mit Abstrichen bisher bestanden: Koh Chang, Insel-Idyll, Berg- und Talfahrten, eine Hauptstraße, eine Spur, wenig Verkehr.
Grundkurs-Aufgabe zwei: Chiang Mai, verwinkelte Altstadtgassen, zweispurige Innenstadtstraßen, drei- bis vierspuriger Highway, viel Verkehr.
Das Ziel: Der Buatong-Waterfall, ein mit Kalkstein überzogener Wasserfall mitten im Dschungel, rund 50 Kilometer nördlich von Chiang Mai.
Wie immer ist der Tank gähnend leer, als ich meine 125ccm-Maschine vom Verleih abhole. Notdürftig habe ich mir am Morgen im Internet und auf Stadtplänen meine Route zum Zielort zusammengestellt. Raus aus dem Stadtzentrum hier, rauf auf den Highway dort und schließlich abbiegen, wenn das blaue Schild zu sehen ist. Nur eine Tankstelle finde ich nicht. Zweimal werde ich an andere Zapfsäulen verwiesen. Roller-Sprit mögen mir die Tankwärter hier nicht verkaufen. Nachdem ich eine komplette Runde um den Außenbezirk gefahren bin, rettet mich - na klar - eine Esso-Tankstelle. Schließlich fahre ich auf den Highway 1001. Gut hört sich das an, nach Roadtrip, nach Freiheit, nach Route 66 - na ja, so oder so ähnlich eben.


Galt in Koh Chang in aller Regel noch das Linksfahrgebot, kann ich mich in Chiang Mai nicht mehr darauf verlassen. Staut sich der Verkehr, wird munter durch die schmalen Lücken der Autokolonnen gedüst. Von links und von rechts. Ein Blick in einen Außenspiegel reicht nicht mehr. Zehn Minuten schaue ich mir das Schauspiel an, dann will und muss ich auch mitmachen. Denn das Linksabbiegen bei mehrspurigem Linksverkehr erschliesst sich für Thailand-Neulinge ohnehin erst durch „learning by doing”.
Trotz wundersamen Blicken und kopfschüttelndem Staunen über manche Aktionen fühle ich mich in der Blechlawine selten unwohl. Die Einheimischen wissen, was sie tun, halten stets die Spur, betätigen ab und zu auch den Blinker - und so schwimme ich im Verkehrschaos einfach mit.

Je weiter das Stadtzentrum in die Ferne rückt, desto ruhiger wird der Verkehr. Aus vier Spuren werden zwei. Die einzige Gefahr geht jetzt eigentlich nur noch von den Pick-up-Taxis aus. Deren Hauptaufgabe ist das Überholen. Die eiserne Regel: Nie versuchen, selbst auszuweichen und stumpf die Linie halten. Kurz vor knapp eingeschert sind sie bisher noch meistens.
Das Landschaftsbild ändert sich minütlich. Endlosen grünen Reisfeldern folgen winzige Dörfer mit Straßenständen, ehe sich die Zivilisation verabschiedet und der Wald dichter wird. Erfrischenden Fahrtwind gibt es längst nicht mehr. Immer wieder liegt beißender Rauch in der Luft. Unzählige Hektar an Wald sind in Nordthailand im März abgebrannt. Bis an den Straßenrand ist streckenweise der verkohlte Untergrund zu sehen.
Die letzten Kilometer vor dem Wasserfall sind die einsamsten des Tages. Kaum jemand scheint unterwegs zu sein. Und wenn, dann sind alle schon vor der Mittagshitze aufgebrochen. Nach eineinhalb Stunden erreiche ich den Parkplatz des Buatong Waterfall.
INFORMATIONEN UND TIPPS
- Die Buatong-Wasserfälle (auch sticky waterfalls genannt) liegen 60 Kilometer nördlich von Chiang Mai im Sri Lanna National Park.
- Motorroller zu mieten ist um ein Vielfaches billiger als öffentliche Verkehrsmittel. Die Straße ist in perfektem Zustand.
Mensch Benni, du bist echt eine verdammt coole Socke - macht echt Spass dir hier zu folgen. Viel Spass und bleib gesund !
Grüße aus der Heimat !
Tilmann
[…] nicht entziehen. Auf Dauer schlägt aber immer wieder mal der Wasserfall-Overkill durch. Schließlich gibt es auch in Asien fallendes Wasser am laufenden Band. Nicht aber bei den 180 Meter hohen Waimere Falls. Eigentlich bin ich wegen des Weges zum […]